WERNAU: Spannendes Konzert mit drei hochkarätigen Blasorchestern zum 90-jährigen Bestehen der Stadtkapelle
Von Karin Ait Atmane
Im Musikverein zu spielen ist vielseitig, anspruchsvoll und ausgesprochen vergnüglich: Diesen Eindruck hat das
Publikum vom Konzert der Stadtkapelle Wernau mitgenommen. Die Stadtkapelle feierte ihren 90. Geburtstag
zusammen mit den befreundeten Vereinen aus Wendlingen und Notzingen-Wellingen - drei Mal moderne
Blasmusik, kurzweilig und auf höchstem Niveau. 90 Jahre sind zwar kein „echtes“ Jubiläum, aber eine gute
Gelegenheit, mal wieder mit Freunden zu musizieren. Das ist umso lohnender als mit Wernau, Wendlingen und
Notzingen-Wellingen auf kleinstem Raum drei Blasorchester bestehen, die seit Jahren in der Ober- und
Höchststufe spielen und dabei herausragende Wertungen erzielen. So bekam das Publikum im Quadrium in
Wernau ein spritziges und abwechslungsreiches Konzert der Extraklasse zu hören. Auf dem Programm standen
überwiegend moderne Melodien.Mit einem Konzertmarsch eröffnete der Musikverein Notzingen-Wellingen unter
Leitung von Rainer Schwab schwungvoll, um danach zum konzertantesten Stück des Abends zu kommen.
„Mazedonia“, komponiert vom jungen Schweizer Musiker Mario Bürki, nimmt musikalische Einflüsse aus dem
Balkan auf. Die Notzinger spielten das spannungsreiche Stück mit seinen Stimmungs- und Tempiwechseln
nuanciert und facettenreich - ein echter Hörgenuss und ein Beispiel dafür, wie drei Generationen eines Orchesters
zusammenfinden. Beim anschließenden „Watermelon Man“ als jazzigem Geburtstagsständchen für die Wernauer
Gastgeber hatten Trompete und Saxofon ihren Solo-Auftritt. Der Musikverein Wendlingen, dirigiert von Martin
Schmelcher, ließ anschließend in seinen Stücken ausdrucksvoll herrschaftlichen Glanz und Stolz erscheinen,
ebenso Misstöne und Streit oder siegreiche Schlachten. Das vielfältige Schlagwerk vom Xylofon bis zu den
Röhrenglocken spielte bei diesen Aufführungen eine wichtige Rolle. Die Gastgeber deckten zahlreiche Nuancen von
verträumt und fantasievoll bis zu kraftvoll und mächtig ab. Moderne Komponisten erzählen gerne Geschichten. So
schildert der Österreicher Otto M. Schwarz im Stück „Matua“ das Leben des Tiroler Volkshelden Andreas Hofer mit
seinen Höhen und Tiefen. Glocken klangen, die Notenblätter flatterten und raschelten - immer wieder blitzte der
Humor bei der Stadtkapelle durch. Dazu trägt Dirigent Paul Jacot bei, der um lockere Bemerkungen nicht verlegen
ist und mit viel Mimik, aber immer unangestrengt sein Orchester auch physisch bewegt. Zu den eher seltenen,
aber in der Wettbewerbsliteratur gefragten Instrumenten gehört die Harfe, gespielt von Solveig Jacot.
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Gut besetzt mit jungen Musikern
Selten und etliche Jahre nicht mehr zu hören waren die englischen Posthörner der Wernauer. Dieses alte
Markenzeichen erklang zur Freude des Publikums bei der ersten Zugabe, dem Posthorngalopp, glasklar aus dem
Zuschauerraum, gespielt von Stefan Koch und dem Vorsitzenden Matthias Schaller. Danach „rockte“ die
Stadtkapelle ihr Publikum noch ordentlich mit einem spritzigen Medley.
Hoher Anspruch und mühsame Probenarbeit stehen offenbar nicht im Widerspruch zum Spaß am Musizieren. Es ist
bestimmt kein Zufall, dass alle drei Vereine mit jungen Musikern gut besetzt sind.
Artikel vom 04.04.2011 © Eßlinger Zeitung
http://www.esslinger-zeitung.de/lokal/esslingen/kreisesslingen/Artikel694081.cfm