Wernau: Musikverein Wernau will 2019 am Bundeswertungsspiel teilnehmen
Von Karin Ait Atmane
Mit arabischen Klängen will die Stadtkapelle Wernau 2019 beim Bundeswertungsspiel antreten. Kürzlich hat sie den Wernauern einen Vorgeschmack in der Stadthalle gegeben.
Am dritten Advent haben viele Wernauer einen festen Termin: Sie gehen zum Weihnachtskonzert ihres Musikvereins in die Stadthalle. Denn das verspricht nicht nur einen stimmungsvollen Jahresabschluss, sondern gibt auch schon einen Ausblick aufs kommende Jahr – und da hat der Musikverein Stadtkapelle wieder einiges vor.
Mehr als 400 Kinder und Erwachsene fanden sich in der Stadthalle ein, einige von ihnen mussten sich mit Stehplätzen begnügen, weil kein Stuhl mehr frei war. Einmal mehr wolle man die Vielfalt der sinfonischen Blasmusik aufzeigen, kombiniert mit festlicher Weihnachtsmusik, sagte der Vorsitzende Karsten Kabitschke bei der Begrüßung.
Zunächst hatten die Kleinen in der Stadtkapelle ihren ersten großen Auftritt: Die „Piccolos“ sind zwischen acht und zehn Jahre alt und kommen aus den Bläserklassen, einem Kooperationsprojekt mit den beiden Wernauer Grundschulen. Sie ergaben nicht nur mit ihren farbigen T-Shirts ein buntes Bild auf der Bühne, sondern waren auch instrumentell gut besetzt, vom Horn über Klarinetten, Tuben und Saxofone bis hin zur Querflöte. Souverän meisterten die Kinder, die erst seit September in diesem Einstiegsorchester zusammenspielen, ihre drei Stücke. Dirigiert wurden sie von Paul Jacot, der in allen Orchestern der Stadtkapelle den Ton angibt und 2016 zum Städtischen Musikdirektor von Wernau ernannt wurde.
Das Jugendblasorchester mit seinen mehr als 30 Mitgliedern gab anschließend eindrucksvoll zu Gehör, wie schnell sich der Nachwuchs in der Stadtkapelle entwickelt. Die abwechslungsreiche English Folk Suite mit Motiven der schönsten englischen Volkslieder spielte es ebenso konzentriert, nuanciert und sauber wie Pirates of the Caribbean. Und auch für Rock ’n’ Roll kann sich die Jugend erwärmen, was sie mit einem Stück des Komponisten Thiemo Kraas bewies – wenngleich der, ebenso wie Paul Jacot, in den 60er-Jahren noch gar nicht geboren war, wie Jung-Moderator Jeremie Heinisch launig anmerkte. Das Publikum spendete begeisterten und wohlverdienten Applaus und stimmte in die Weihnachtslieder ein, für die auch die Piccolos noch einmal auf die Bühne kamen.
Im zweiten Teil des Konzerts gab die Stadtkapelle mit ihren rund 70 Aktiven einen Ausblick auf das, was sie im kommenden Jahr vorhat. „Almansa“ heißt das Stück des Komponisten Ferrer Ferran, das auf die arabische Vergangenheit Spaniens Bezug nimmt und orientalische und spanische Klänge und Rhythmen zusammenführt. Das klingt ausgesprochen reizvoll und lebendig, habe aber einen Haken, wie Moderator Reiner Storz verriet: „Es ist richtig schwierig.“ Doch den Wernauern gelang der Wechsel zwischen Tonarten und Rhythmen, zwischen leisen Passagen, in denen einzelne Instrumentengruppen in den Vordergrund rücken und lauten, tosenden Teilen mit Bravour, bis hin zum atemlosen Schlussteil.
Mit diesem Stück und dem folgenden „The Land of Zarathustra“ des Iraners Amir Molookpour will die Stadtkapelle Ende Mai 2019 zum Bundeswertungsspiel nach Osnabrück fahren. Dass sie auf Bundesebene antritt, ist ein Novum, zuletzt errang sie im vergangenen Mai auf Landesebene mit einem Stück der Höchststufe das Prädikat „hervorragend“. „Zarathustra“ verlange den Musikern denn auch alles ab, „was wir je gelernt haben“, so der Moderator. Mit ihrem klaren und ausdifferenzierten Spiel der drei spannungsreichen Sätze, die leise, meditative Töne ebenso umfassen wie donnernd laute, überzeugte die Stadtkapelle jedenfalls das Wernauer Publikum rundum. Und bei den abschließenden Weihnachtsliedern zum Mitsingen setzte der Nachwuchs vor der Bühne mit Windlichtern einen besonders stimmungsvollen Akzent.
Am Heiligen Abend um 15 Uhr lädt der Musikverein Stadtkapelle noch einmal auf dem Wernauer Stadtplatz zum Weihnachtsliedersingen ein.